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Mit Ulles Zeitmaschine hundert Jahre zurück in die stürmischen Zwanziger
Odenheimer Rathaus wurde von der Karnevalsgesellschaft eingenommen
Ganz im Stile ihres diesjährigen Fastnachtsmottos „20er Jahre - golden & schick“ traten am Faschingssamstag um 11.11 Uhr die Elferräte der Odenheimer Karnevalsgesellschaft OKG samt vielköpfigem Gefolge zur Stürmung des örtlichen Rathauses an.
Bürgermeister Felix Geider und Ortsvorsteher Gerd Rinck, die größeres Ungemach wohl schon geahnt hatten, als der Vorplatz der Nibelungenburg am Vormittag mehr und mehr von den OKG-Farben orange und blau beherrscht wurde, zeigten sich zwar zunächst unbeeindruckt ob der Forderung von OKG-Präsident Matthäus Wollfarth nach einer sofortigen Kapitulation.
„Ulles Zeitmaschine“, ihre neu entwickelte Geheimwaffe für die tollen Tage, brachte die Elferräte allerdings schnell wieder in den Vorwärtsgang. Nachdem der Wunderapparat die ganze Szenerie flugs „geblitzdingst“ und hundert Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt hatte, wurde Reichskanzler Gustav Stresemann alias OKG-Urgestein Günter Wippler in einer noblen Staatskarosse der damaligen Zeit stilecht auf den Rathausplatz chauffiert und gewährte den rebellischen Odenheimer Gecken prominente Unterstützung gegen die renitenten Ortsoberen. Da half den Belagerten auch nicht viel, dass wegen der zigdmensionalen Strahlung der OKG-Zeitmaschine Ortsvorsteher Rinck zwischenzeitlich im Nibelungengemäuer kurzerhand zu Reichspräsident Friedrich Ebert und der Bürgermeister zum feschen Gatsby mit Gamaschen mutiert war.
Überaus beeindruckt zeigte sich Gustav Stresemann bei der Visite in Odenheim von den zahlreichen Baustellen in der Gemeinde und der großen Leidenschaft der Einwohner für Umleitungen und Staus. Bei seinem Blitzbesuch veranlasste der hohe Gast aus Berlin, dass Aufkleber mit der Aufschrift „Wir lieben Baustellen“ ab sofort bei der Tankstelle Karch erhältlich sind. Stresemanns Hinweis auf die zuletzt allzu hohe Geldentwertung in Odenheim konterte Friedrich Ebert indessen kess, indem er vom Ausguck des Rathauses haufenweise Inflationsmoneten auf die johlende Menge regnen ließ.
Als Stresemann nach kurzem Wortgefecht mit seinem Polit-Rivalen den „Freu-Staat“ Odenheim ausrief, gab es für die Belagerer kein Halten mehr. Zu den Klängen der Odama Katzbachgugga und des Musikvereins wurden der Schultes und der Ortsvorsteher von Leutnant Andreas May und Hauptmann Hanspeter Köstel aus dem Rathaus gezerrt und in Ketten den Schaulustigen und den OKG-Sturmtruppen vorgeführt, darunter sämtliche Garden sowie die fastnachtlich knallbunt kostümierten und mit Federboas ausstaffierten OKG-Damen.
Unter lautem Jubel verkündeten die Elferräte schließlich die bis Aschermittwoch geltenden närrischen Regeln. Untersagt wurde dabei („Basta!“) unter anderem auch das Gendern, das lediglich weiter östlich in deutschen Landen zugelassen sei: „Nur wenn in Sachsen ein Schiff umfällt, dann ist es gegendert!“
br.